Ein Blog! Ich beginne zu schreiben. Doch schon im ersten Satz stocke ich: Sie oder Du? Wie soll ich meine Leser*innen begrüßen? Gar nicht so leicht zu beantworten, und meine Idee ist, dass beide Varianten unterschiedliche Auswirkungen haben werden. Ich stehe also vor einer Art Weichenstellung, schon bevor es richtig losgeht. Dagegen ist Gendern ja ein Klacks, soll ich vielleicht einfach Sie*Du schreiben? – Keine Variante will mir so recht gefallen, nichts scheint wirklich zu funktionieren! Ich will aber das Projekt Blog auch nicht schon zum scheitern verurteilen, ehe ich überhaupt beginne. Es muss doch eine systemische Variante geben, zu einer Lösung zu kommen …

Welche Möglichkeiten gibt es?

Eine Zeit lang könnte ich einfach darum herum formulieren, auf Dauer erscheint mir das umständlich und anstrengend. Wenn ich das „Sie“ wähle, zeige ich dadurch Respekt für mein Gegenüber, was ich im professionellen Kontext sehr angemessen finde. Das „Du“ hingegen erlaubt mehr Nähe, mehr Bezogenheit, ist möglicherweise ansprechender?

Wie mache ich es sonst?

Eine bewährte Herangehensweise, die mich allerdings hier zunächst nicht weiter bringt: ich arbeite mit verschiedenen Kund*innen, beiden Formen der Anrede und kann auch – je nach Kontext – beiden Formen etwas abgewinnen.

Die Lösung:

Wenn beides gut sein kann, das „Sie“ und das „Du“, dann kann ich gar nichts falsch machen! Aus systemischer Sicht – und nicht überraschend – gibt es gute Gründe dafür, Sie oder Euch, liebe Leser*innen, mit Sie oder mit Du anzusprechen. Ich könnte einfach eine Münze werfen, doch ich entscheide selbst: Ich orientiere mich an den Leser*innen, die ich bisher noch nicht kenne; da scheint mir das Sie angemessener zu sein. Und sonst? Sage ich mir selbst, was ich auch meiner besten Freundin sagen würde: Ambivalent zu sein sieht oft so aus, als könnten wir uns nicht entscheiden. Doch in jeder Ambivalenz stecken immer auch mehrere gute Möglichkeiten: Ich werde das Du als Möglichkeit behalten. Wer weiß, ob ich es nicht schon bald als willkommene Variante gebrauchen kann?

Zunächst aber: Es ist mir ein Fest! Ich freue mich auf Sie!