Unsichtbar ist sie, kaum in Worte zu fassen, ein Begriff, der abstrakt wirkt. Und doch unglaublich stark wirkt. Eine besondere Kraft: Die Resilienz. Resilienz ist die Energie, die Menschen unterstützt weiterzumachen, auch wenn es nicht mehr weiter zu gehen scheint. Sie hilft uns Lebenskrisen zu überstehen. Und mehr noch: Durch Resilienz können wir an schwierigen Situationen wachsen und uns weiter entwickeln.
Wer wie ich praktische Beispiele liebt, sollte das Buch „Der Junge muss an die frische Luft“ von Hape Kerkeling lesen. Hape Kerkeling ist mit seiner Autobiografie ein großer Wurf gelungen und ich könnte mir kam eine bessere Einführung in das Thema Resilienz vorstellen, als dieses Buch.
Hans-Peters Kerkelings Kindheit ist ein Geschichte voller Lebendigkeit, Liebe und Überlebenswillen. Die Beschreibung seiner Großfamilie lässt an ein rheinländisches Bühnenensemble denken. Hier geht es emotional zu und die Menschen haben sich nicht unbedingt dem Perfektionismus verschrieben. Besonders berührt hat mich, wie der spätere Komödiant das Schicksal seiner Mutter beschreibt, die als noch junge Frau mit gravierenden gesundheitlichen Problemen und einer schweren Depression kämpft. Der kleine Hans-Peter setzt sein ganzes komödiantisches Können ein, um seine Mutter aufzuheitern, was ihm jedoch nur punktuell gelingt. Sie sieht keinen anderen Ausweg aus ihrer Depression, als sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen.
Auf bewegenden Buchseiten erleben wir mit, wie Hape-Kerkeling nach dem „Ende seiner Kindheit“, wie er es nennt, eine Entscheidung trifft: „Nicht vor Trauer, Wut und Gram gleich mit zu sterben, sondern ein unverbesserlicher Optimist zu werden.“ Und auch wenn er seine Mutter nicht retten konnte, der große Hape macht es zu seinem Beruf, Menschen zum Lachen zu bringen und ihnen dadurch zu neuem Lebensmut zu verhelfen. Großes Kino im wörtlichen Sinn – auch in der Verfilmung von Charlotte Link absolut zu empfehlen. Danke Hape!
Nehmen Sie sich ein paar Momente Zeit: Wie sieht Ihr persönliches Rezept für Resilienz aus? Was sind Ihre Anker? Worauf können Sie zurückgreifen, auch und gerade in anspruchsvollen Lebensphasen?